Veränderungen in den letzten fünf bis zehn Jahren im Business-Englisch-Bereich

Antworten und Statements von Heidrun Englert, zweite Vorstandsvorsitzende Arbeitsgemeinschaft inlingua Deutschland, Hamburg

Hamburg, November 2017

Generell ist Business Englisch seit den letzten zehn Jahren recht stabil. Nach wie vor benötigen viele Firmen Mitarbeiter, die in einem allgemeinen Business Englisch geschult sind, aber auch Mitarbeiter, die Englischkenntnisse in speziellen Bereichen besitzen, wie beispielsweise Technik, Automotive. Oder Mitarbeiter aus speziellen Abteilungen benötigen Business Englisch wie aus den Abteilungen Sales, Human Resources etc. oder die Mitarbeiter haben spezielle Zielvorgaben, beispielsweise zu presentations, negotiating, telephoning, socializing etc. In den Jahren 2010 bis ca. 2013 gab es insgesamt einen Rückgang zu verzeichnen, der damals aufgrund der kurz zuvor stattfindenden Wirtschaftskrise zeitversetzt spürbar war. Die Firmen wurden damals vorsichtiger und buchten nicht mehr so viele Sprachtrainings.

Seit 2013 jedoch ist wieder ein spürbarer Anstieg zu verzeichnen, die letzten beiden Jahre (2015-2017) waren insgesamt stark. Wir können hier für bestimmte Regionen in Deutschland einen Zuwachs von ca. fünf Prozent verzeichnen. In absoluten Zahlen hat Englisch zugelegt, im prozentualen Vergleich allerdings, bezogen auf den Anteil an allen Fremdsprachen, ist Englisch im Vergleich zu Deutsch zurückgegangen. Momentan also steht Deutsch als Fremdsprache ganz hoch im Kurs. Trotzdem: Englisch ist weiterhin sehr stark gefragt, deutlich stärker als Französisch, Spanisch, Italienisch oder andere Fremdsprachen.

Wir können hier für bestimmte Regionen in Deutschland einen Zuwachs von ca. fünf Prozent verzeichnen. Dabei legen die Firmen immer mehr Wert auf qualifizierte Abschlüsse, Abstimmung genauer Unterrichtsinhalte und Flexibilität bei den Unterrichtszeiten. Wurden noch vor ein paar Jahren, insbesondere bei Großunternehmen die Kurse einfach hintereinander unterrichtet, so soll der Unterricht von allen Klassen nun möglichst nur noch in den frühen Morgenstunden oder nach der Arbeitszeit stattfinden. Auch wird mehr und mehr der Einsatz digitaler Medien gefordert.

 

Wir haben schon vor zehn Jahren mit Mittelständlern gearbeitet, viele unserer Kunden sind Stammkunden, da sie sich bei uns gut betreut fühlen. Es gibt in Deutschland viele Regionen an denen keine DAX-Unternehmen ansässig sind, deshalb war und ist der Mittelstand schon immer ein fester Bestandteil bei der Nachfrage an Business-Englischkursen.

 

Gerade in den Krisenjahren ab 2010 hat vermehrt das Einzeltraining die Gruppenkurse abgelöst, man schulte also mehr einzelne Mitarbeiter, bei denen es notwendig war. Jetzt allerdings gibt es alles wieder: Einzeltraining, Gruppentraining in der Firma oder offene Gruppenkurse bei den Sprachschulen.

Die Gruppenabendkurse haben allgemein etwas abgenommen (ca. drei Prozent weniger) dafür hat sich aber der Umsatz beim Einzeltraining um ca. acht Prozent deutlich verbessert. Wir können die Zahlen nur in Circa-Werten angeben, da die Unterrichtssituationen in den verschiedenen Regionen in Deutschland unterschiedliche Schwerpunkte haben.

 

Beides, in den größeren Städten finden die Kurse mehr in der Firma statt und unsere Trainer fahren hin, in den kleineren Städten bieten die Sprachschulen oft Parkplätze an und die Wege sind kürzer, daher kommen die Mitarbeiter gerne in die Schule. Firmen buchen aber auch gerne offene Gruppenkurse für einzelne Mitarbeiter, da diese (wenngleich auch weniger auf das Unternehmen oder die Branche spezialisiert) kostengünstiger sind.

 

Ja, bisweilen. Sachbearbeiter werden in der Regel nicht mit der Firmenleitung zusammen geschult. Schon wegen den inhaltlichen Schwerpunkten werden die Gruppen oft nicht nur nach Vorkenntnissen zusammengestellt, sondern auch nach Inhalt und somit nahezu automatisch eben auch nach Hierarchie. Aus Erfahrung empfehlen wir schon im Vorfeld darauf zu achten, dass die Hierachien bei der Gruppenzusammenstellung unbedingt beachtet werden sollten. Aber davon unabhängig wird bei den Firmen sehr viel Wert auf die Fachbereiche bei der Gruppenzusammenstellung gelegt.

Sind Veränderungen bzgl. der inhaltlichen Anforderungen sichtbar?

Ja, deutlich. Vor einigen Jahren hatten die Teilnehmer deutlich niedrigere Sprachlevel, die Anforderungen waren wesentlich allgemeiner. Auszubildende beispielsweise starteten in den Firmenkursen auf B1-Niveau. Heute dagegen sind die Anforderungen der Unternehmen wesentlich spezifischer geworden, spezielle Themen werden angefragt, da die Teilnehmer bereits meist auf B2-Level liegen. Ob das an der besseren Sprachqualifikation in den Schulen oder an den Auswahlverfahren der Unternehmen liegt, lässt sich aus unserer Sicht jedoch nicht evaluieren.

 

Ja, eine (langsame) Verschiebung hin zum Online-Training ist bemerkbar. Es gibt viele Programme, mit denen in der Zwischenzeit online gearbeitet wird. Über kurz oder lang aber wollen viele Lernende eine Blended-Learning-Möglichkeit, also Online- und Präsenzunterricht. Anbieter von Online-Programmen suchen daher nach Kooperationsmöglichkeiten mit klassischen Sprachschulen wie inlingua. Und Sprachschulen bieten gerne ein breit gefächertes Angebot mit Online-Trainings etc an.

Wir verzeichnen im Bereich Online-Training einen leichten Zuwachs (ca. zwei Prozent), allerdings ist in Deutschland im internationalen Vergleich die Nachfrage noch nicht so groß, wie bereits in anderen europäischen Ländern. (Online und Mobil hinken wir Deutschen nicht nur bzgl. Sprachkursen, sondern in allen Bereichen wohl etwas hinterher.) Firmen erwarten heutzutage eine immer größere Flexibilität, sowohl bei den Inhalten als auch bei den Kurszeiten. Beim Virtuellen Klassenzimmer haben wir die Möglichkeit, den Unterricht zeitlich so einzuteilen, dass der Teilnehmer praktisch sofort wieder weiterarbeiten kann, wenn der Unterricht beendet ist. Es gibt keinerlei Zeitverluste für die An- oder Abreise zur Sprachschule oder um in den firmeninternen Kursraum zu gehen. Beim Blended-Learning-Programm kann der Teilnehmer „rund um die Uhr“ selbst an seinem Spracherfolg arbeiten.